Donnerstag, 9. Januar 2014

Gut Ding will Weile haben, auch am Comer See

Como hat ein Problem, wenn der Wasserstand des Sees über ein bestimmtes Niveau hinausgeht, denn dann tritt der See über die Ufer und kann im schlimmsten Fall den gesamten Piazza Cavour unter Wasser setzen, was seit 1845 knapp 20 mal vorgekommen ist. Gerade an dieser Stelle ist das Ufer sehr niedrig und bei Hochwasser kommt es dann zu unliebsamen Überraschungen.

Der See, voll bis zur Halskrause
Also beschloss die Stadt, dass hier etwas unternommen werden muss. Auf einer Länge von etwa 600 m sollte das Ufer im zentralen Bereich der Uferpromenade erhöht werden, um gegen das Hochwasser gewappnet zu sein.

Im Jahre 2008 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, die nach 3 Jahren beendet sein sollten. Bereits im September 2009 wurden allerdings die Arbeiten unterbrochen, da man „per Zufall“ feststellte, dass der Hochwasserschutz durch eine knapp 2 m hohe Mauer erreicht werden sollte. Dies hätte zur Konsequenz gehabt, dass der See von der Uferpromenade aus nicht mehr sichtbar gewesen wäre. Im Februar 2010 wurde deshalb die Mauer wieder abgebrochen. Unvorstellbar, wie es zu einem solchen Fehler kommen konnte, da insgesamt bereits rd. 7 Mio. Euro für einen Trümmerhaufen ausgegeben wurden. Es hat viel Kritik mit personellen Folgen für die Verantwortlichen gegeben.

Die Mauer  (Quelle: Doppiozero)
Im Oktober 2010 wurden die Arbeiten nach einem überarbeiten Projekt wieder aufgenommen, aber aus Kostengründen wieder eingestellt. Die unfertige Baustelle wurde danach von der ausführenden Firma Anfang 2011 verlassen.

Das Projekt wurde dann wieder komplett überarbeitet. Im Sommer 2014 sollen die Arbeiten wieder aufgenommen werden und wenn alles klappt, könnten die Bauarbeiten nach 8 Jahren in 2016 abgeschlossen sein. Das war allerdings einmal. Heute im Jahr 2022 spricht man davon, dass die 
Arbeiten Ende 2023 abgeschlossen sein werden. Wir werden sehen.

Es gab viele kritische Stimmen, insbesondere aus den vom Tourismus lebenden Kreisen, dass die Uferpromenade im zentralen Bereich durch die permanente Baustelle das Bild von Como negativ gestaltet hat.

Uferpromenade Giardini
Auf Initiative der „Amici di Como“, eine Gruppe privater Sponsoren, wurde es möglich, einen Teil des Lungo Lago mit rd. 400.000 Euro an gespendeten Geldern im Juli 2013 zumindest provisorisch so fertigzustellen, dass man von den „Giardini“ bis hin zum Piazza Cavour zu Fuß am See entlang gehen konnte. Mit dieser Lösung wurde ein Teil der offenen Wunde in Como am See, zumindest provisorisch, geschlossen. Allerdings ist noch offen, wie lange dieses Vergnügen im Hinblick auf die Wiedereröffnung der Baustelle andauern kann.

Die provisorische Lösung der Amici di Como
Es ist schon eine tolle Leistung wenn nach 96 Monaten der Lungo Lago in 2016 auf eine Länge von 600 m wieder eröffnet werden kann.  Immerhin wurden dann je Monat etwa 6 m fertig gestellt. Sicherlich wird es eine schöne Uferpromenade werden, denn gut Ding will Weile haben.

Uferpromenade, provisorische Lösung
Es gibt aber auch durchaus positive Beispiele, was die Durchführung öffentlicher Bauprojekte betrifft. So wurde die Autobahn A9, die älteste Autobahn Italiens (Eröffnung 1925), von Como nach Lainate auf eine Länge von 23 km in 3 Jahren sechsspurig ausgebaut und 10 Monate vor dem geplanten Termin fertiggestellt. 

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